Memory Fragments Lost, Memory Fragments Regained
Danielle Pamp
Meine Arbeit befasst sich ganz allgemein mit kunsthistorischen Bezügen und Zusammenhängen. Dies kann entweder durch die ausgewählte Komposition oder durch ein Spiel mit den Zeichen !"#$%&%''! geschehen, denn das die Zeit-aus-dem-Lot-bringen erfüllt eine logische Funktion für mein Projekt und meine Agenda. Es ist dies ein Versuch der Re-Historisierung bzw. der Erzeugung von Alternativformen des geschichtlichen Narrativs, da einige der Identitäten, die ich zu vertreten versuche (queer, schwul, transgender, alternative Formen der männlichen und weiblichen Selbstdarstellung usw.), aus der Kunstgeschichte ausgeschlossen waren. Dies stört das „geschönte“ Konzept der Normalität in bürgerlichen Gemälden, das in den meisten Beispielen traditioneller Ölmalerei bekräftigt und verstärkt wird.
Ein Bildprojekt, zu dem ich regelmäßig zurückkehre, ist eine stark autobiografisch geprägte Serie, die ich daher auch als „Erinnerungsfragmente“ oder „Familiengeheimnisse“ bezeichne, denn dieses Projekt kreist um Familienarchive und Erinnerungen. Das Hauptnarrativ ist Familie, die für mich ein Thema ist, das andere interessante Themen in sich birgt, Themen wie beispielsweise Kindheit, Erziehung, religiöse Strukturen, Kernfamilie, Verwandte, psychische Probleme, Traumata und was sie ganz allgemein für die menschliche Existenz bedeuten. Ich arbeite hierbei mit alten Familienalben sowie anderen Gegenständen aus meinem persönlichen Familienarchiv.
In gewisser Weise versehe ich meine Bilderserie, die sich aus und um queere Archive entwickelt hat, als Teil des gleichen Projekts, als Erweiterung des Familiennarrativs hin zu einer selbstgewählten Familie und queeren Ahnen. Ich kenne einige der Personen, die ich in meiner Familienserie porträtiere, kenne sie, obwohl ich sie nie getroffen habe, und dann gibt es Personen, die noch früher gelebt haben und deren Identität ich nicht kenne, sondern von denen ich nur weiß, dass sie mit mir verwandt sind. In gleicher Weise porträtiere ich in der queeren Archivserie die queere Szene, zu der ich gehöre (Gemeinschaft/selbstgewählte Familie), darunter auch Personen, die ich nie persönlich getroffen habe, aber deren Identität ich kenne (z. B. queere Ikonen), und auch wenn wir die Namen einiger dieser Personen nicht kennen, wissen wir doch, genau wie beim Familienalbum, dass sie unsere queeren Verwandten und Ahnen sind.
Und so wie die Personen aus dem Familienalbum mit meiner Existenz verbunden sind, sind unsere symbolischen queeren „Verwandten“ ebenfalls durch unsere Identitäten mit unserer Existenz verbunden. Und ebenso verbunden mit dem Kampf unserer queeren Vorgänger führen sie zu uns heute. Das Gemälde mit queeren Persönlichkeiten in Form einer Torah verweist auf die Ästhetik von Gemälden, die so alt sind, wie einige der Werke im Museum. Ich verwendete Schwarz-Weiß-Fotografien aus queeren Archiven aus der Zeit um 1900 als Inspiration für die von mir gemalten Szenen. Ich wollte jene queeren Menschen darstellen, die aus der Kunstgeschichte wegretuschiert wurden, und sie durch die Verwendung von Verweisen auf die queere Szene der Zeit, aus der einige der Bilder in den Sammlungen stammen, rehistorisieren.